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Spiegelungen im Lauf der Zeit

schwere Frage (allgemeine Aufgabe) Übersicht
 
Stelle dir einmal vor, die könntest deinen Platz im Leben mit einer Person tauschen, die vor deiner Zeit gelebt hat. Dies kann dein Urgroßvater sein, ein Bauer im 11. Jahrhundert, eine berühmte Persönlichkeit wie Johann Wolfgang von Goethe oder Julius Caesar. Deiner Auswahl sind nur die Grenzen der Realität gesetzt.

Wichtig ist, du kannst das Leben dieser Person, was dann deines wäre, in keinster Weise verändern. Würdest du zum Beispiel als Julius Caesar leben wollen, so würde es exakt so verlaufen, von Anfang bis Ende.

Für welche Person würdest du dich entscheiden? Stelle sie uns ausführlich vor und begründe deine Entscheidung.


Dauer: 10 Tage    Kamera: Nein    Für: Männer, Frauen, Paare    erstellt: 07.09.2005   
Kategorie 1: literarisch    Kategorie 2: Schreibaufgabe, Verhalten in Situationen, Philosophie/Religion   
Adultshop
gelöst  01.12.2015 08:23  


Irgendwie hatte ich wohl Glück bei der Wahl meiner Eltern als ich 1919 auf die Welt kam. Mein Vater war Landwirt und meine Mutter eine der drei ersten Ärztinnen in Deutschland. Und so bekam ich eine in dieser Ziet noch nicht selbstverständliche Ausbildung. Dazu gehörte auch, dass meine Eltern meine Geschwister und mich gut aufklärten, auch darin was man so als Sexualhygiene bezeichnete. Das mir dies einmal mein Einkommen sichern sollte wußte ich da allerdings noch nicht. Zunächst ging ich für ein Jahr nach England um die Sprache zu lernen und kehrte dann auf das Gut meiner Eltern zurück und lernte Hauswirtschaft. Doch so wirklich glücklich machte mich das nicht.

 Schon früh begeisterte mich die Fliegerei und so flog ich mit nicht einmal 18 Jahren das erste Mal ein Flugzeug. Nur drei Wochen nachdem ich das erste Mal mit einem Fluglehrer unterwegs gewesen war. Das war eher nach meinem Geschmack als die Hauswirtschaft und so bekam ich an meinem 18 Geburtstag meinen Flugschein.Den Flugschein für Kunstflüge schloss ich an. Ich war Praktikantin und anschließend Fliegerin im Flugzeugbau. Auch als ich kurz vor meinem 20 Geburtstag einen meiner Fluglehrer heiratete gab ich die Fliegerei nicht auf. Selbst der Krieg und die Geburt meines Sohnes 1943 änderten daran nichts. Dann fiel mein Mann im Krieg und ich selbst geriet 1945 noch kurz vor Ende in Kriegsgefangenschaft. Doch bald war ich wieder frei und floh im Flugzeug mit meinem Sohn, dessen Kindermädchen und weiteren Leuten mit dem Flugzeug in den Westen. Flensburg wurde unsere neue Heimat.

Mit der Fliegerei war es nun in der Besatzungszeit erst Mal vorbei. Mit Schwarzmarktgeschäften brachte ich meinen Sohn ud mich durch. Dabei kam ich mit anderen Frauen ins Gespräch. Dabei hörte ich dann von ihren Bedürfnissen nach Sexualität, aber auch von der Angst jetzt schwanger zu werden. Nun machte sich die Aufklöärng durch meien Eltern bezahlt. Ich verfasste ein Heft zum Thema Verhütung nach Knaus-Ogino. Nur wenige wußten um diese Kalendermethode und so verkaufte sich das Heft in nicht einmal zwei Jahren über 30.000 mal. Bei einem Preis von 50 Pfennig brachte mir das den Grundstock für mein späteres Geschäft ein. Zunächst war es nur ein kleines Versandunternehmen. Kondome und Bücher zur Aufklärung von Ehepaaren waren meine Produkte. Das mancher die Nase über mich rümpfte war mir egal. Die Heirat mit einem Unternehmer 1949 half mir 1951 aus meinem kleinen Versandgeschäft dann das Versandhaus Beate Uhse werden zu lassen. Ich lebte und genoss mein Leben, kümmerte mich um meine drei Söhne, einen hatte mein zweiter Mann mit gebracht und einen weiteren bekamen wir gemeinsam. Schon 1960 wurde ich Mitglied eines Vereins für Freikörperkultur. Da hatte ich schon 5 Millionen Kunden. 

Nur logisch das ich dann auch meinen ersten Sexshop eröffnete dann 1962. Mein Anwalt meinte die Weihnachtszeit würde sich da besonders gut eignen weil die bigotten Mitmenschen da wohl nicht auf die Barikaden gehen würden. Rund 2000 Anzeigen gab es in den nächsten 30 Jahren gegen mich. Aber ich setzte mich ein für Freiheit und Spaß in den Betten. Dies auch in dem ich Sponserin des Festival der Liebe 1970 war.

1972 ließ ich mich scheiden. Oft erfuhr ich Schmähung und das ich geschnitten wurde. So wurde z.B. mein Beitritt in einen Tennisclub verweigert wegen meines "schmuddeligen" Geschäfts. Aber längst hatte ich genug Einnahmen um mir einen eigenen Tennisplatz zu bauen und mir sogar ein Flugzeug an zu schaffen. Nachdem ich 1973 an Magenkrebs erkrankte und ihn besiegte genoss ich das Leben weiter in vollen Zügen. Mein Lebensmut war ungebrochen und die Energie war so gewaltig das ich mit 75 Jahren noch meinen Tauchschein.

Irgendwann wurde ich doch noch als Geschäftsfrau akzeptiert die doch einiges in Bewegung gebarcht hatte. So wurde ich mit dem Verdienstkreuz am Bande ausgezeichnet und durfte mich mit 80 ins goldene Buch der Stadt Flensburg eintragen. Auch andere Auszeichnungen wurden mir zugedacht.

Bis zu meinem Tod 2001 war ich rege und geistig voll dabei.


Seit ich mir die Aufgabe gestern selbst zog grübelte ich. Wer ich gerne gewesen wäre. Da spukten mir Namen wie Kleopatra, Frida kahlo oder auch Ida Pfeiffer durch den Kopf. Dann fiel mir ein, dass ich vor gar nicht so langer Zeit über einen Artikel gestolpert war der sich mit Beate Uhse beschäftigte. 

Einige dort erwähnten  Details waren mir neu und beeindruckten mich. Nicht nur mit ihren Läden war sie Quer- bzw. Freidenkerin. Sondern eben auch schon früher als sie den Flugschein machte. Sie stand zu sich und ihren Vorstellungen. Und ja so ein Stück weit wäre ich manchmal gern wie sie. So mutig, so frei. Wer weiß wo wir, also auch TorD, heute wären wenn da nicht jemand vorran gegangen wäre?

Klar gibt es Dinge die ich nicht erlebt haben möchte. Weder beneide ich sie um den Krieg den sie mitmachte noch um den Magenkrebs den sie bekämpfen musste. Und doch ich kann mir vorstellen, dass ich, da ich ja sie wäre, damit umgehen könnte und das Selbstbewußtsein dieser Frau.

Also wenn ich denn tauschen muss dann kann ich schon ihr Leben übernehmen. ;-)